Beschlüsse gemeinsam fassen: Tipps für faire und effiziente Entscheidungsprozesse in der WEG
- josefoks27
- 29. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

In jeder Wohnungseigentümergemeinschaft stehen regelmäßig Entscheidungen an – von kleinen Reparaturen bis zu großen Modernisierungen. Damit diese fair, transparent und rechtssicher getroffen werden, braucht es einen klaren und effizienten Prozess der Beschlussfassung.Wer die gesetzlichen Grundlagen kennt und gute Kommunikationswege nutzt, sorgt dafür, dass Beschlüsse dem Gemeinschaftswohl dienen und spätere Streitigkeiten vermieden werden.
Eine funktionierende Gemeinschaft entsteht dort, wo alle Stimmen gehört werden – und Entscheidungen dennoch zielgerichtet getroffen werden können.
✅ 1. Vorbereitung: Eine solide Grundlage für gute Entscheidungen
Je besser ein Thema vorbereitet ist, desto schneller und konfliktfreier kann darüber entschieden werden.
📘 Rechtliche Basis: Nach § 23 Abs. 2 WEG dürfen nur solche Angelegenheiten beschlossen werden, die in der Einladung zur Eigentümerversammlung angegeben wurden.
Eine gute Vorbereitung beinhaltet:
klare und verständliche Tagesordnungspunkte
Basisinformationen zu Kosten und Nutzen
frühzeitige Unterlagenbereitstellung (§ 18 Abs. 4 WEG – Einsichtsrecht)
💡 Praxisbeispiel: Statt „Dachsanierung” steht auf der Tagesordnung:„Beschluss über Sanierung des Dachs gemäß Angebot Firma XY, Kostenverteilung nach Miteigentumsanteilen. ”Die Eigentümer wissen direkt, worüber entschieden wird – das schafft Klarheit und vermeidet Streit.
🗂️ 2. Eigentümerversammlung: Struktur und Leitung sind entscheidend
Damit Diskussionen zielführend bleiben, braucht es eine professionelle Versammlungsleitung, die sachlich durch die Themen führt.
📘 Rechtliche Basis: Eine Eigentümerversammlung ist nach § 24 WEG das zentrale Organ für Beschlussfassungen.
Effiziente Versammlungsführung bedeutet:
Redezeiten und Themenfokus einhalten
Streit moderieren, ohne Position zu beziehen
sicherstellen, dass alle Meinungen gehört werden
Ziel: Eine faire, aber zielorientierte Diskussion – keine Endlosdebatten.
🗳️ 3. Beschlussfassung: Mehrheit oder Einstimmigkeit?
Viele Eigentümer sind unsicher, wann welche Mehrheit notwendig ist.
📘 Rechtliche Grundlagen:
Einfache Mehrheit gemäß § 25 Abs. 1 WEG, wenn Gesetz oder Teilungserklärung nichts anderes verlangt → z. B. Instandhaltungen
Qualifizierte Mehrheiten bei bestimmten Modernisierungen (z. B. § 20 Abs. 2 und 3 WEG)
Einstimmigkeit nur in wenigen Sonderfällen, z. B. Änderung der Miteigentumsanteile
💡 Praxisbeispiel: Die Gemeinschaft beschließt mit einfacher Mehrheit die Fassadensanierung: rechtlich zulässig, da Instandsetzung als ordnungsgemäße Verwaltung gilt.
Damit Entscheidungen nicht blockiert werden, gilt: Wer nicht aktiv teilnimmt oder keine Alternativen einbringt, sollte das Ergebnis akzeptieren.
✍️ 4. Beschlussprotokoll: Dokumentation schützt vor Streit
Ein Beschluss ist erst dann wirksam, wenn er protokolliert und bekannt gemacht wurde.
📘 Rechtliche Basis:Gemäß § 24 Abs. 6 WEG müssen Beschlüsse im Protokoll der Eigentümerversammlung dokumentiert werden.Die Verkündung löst die einmonatige Anfechtungsfrist nach § 45 WEG aus.
Wichtig für ein professionelles Protokoll:
exakte Formulierungen
klare Beschlussergebnisse (Zustimmungen, Ablehnungen, Enthaltungen)
Bezug zu konkreten Unterlagen oder Angeboten
💡 Praxisbeispiel: Statt „Beschluss zur Treppensanierung angenommen” sollte stehen:„Beschluss: Sanierung des Treppenhauses nach Angebot Firma ABC vom 12.05., Kostenverteilung gemäß MEA. Ja: 6 / Nein: 1 / Enthaltungen: 0.“
⚖️ 5. Rechtssicher bleiben: Streit vermeiden, Rechte bewahren
Eigentümer, die einen Beschluss für rechtswidrig halten, können ihn anfechten.
📘 Rechtliche Basis: Beschlussanfechtung nach § 44 WEG innerhalb eines Monats nach Beschlussverkündung.
Doch nicht jeder Streit muss vor Gericht enden. Professionelle Verwaltungen setzen auf:
gut dokumentierte Entscheidungsgrundlagen
transparente Begründungen
sachliche Kommunikation
Oft sorgt schon ein klärendes Gespräch für Einigkeit – bevor es eskaliert.
🧩 6. Beteiligung stärken: Entscheidungen gemeinsam tragen
Wenn Eigentümer sich beteiligt fühlen, steigt die Akzeptanz von Beschlüssen.
Erfolgsfaktoren:
Informationen früh teilen
Meinungen aktiv einholen
digitale Beteiligungsmöglichkeiten nutzen(z. B. Online-Veranstaltungen gemäß § 23 Abs. 1 WEG)
💡 Praxisbeispiel: Eine kleine WEG stellt Unterlagen und Angebote zwei Wochen vor der Versammlung in einem Eigentümerportal bereit. Die Diskussion verlagert sich in die Vorbereitung – die Versammlung selbst bleibt effizient.
✅ Fazit: Gute Entscheidungsprozesse = starke Gemeinschaft
Eine WEG funktioniert dann besonders gut, wenn Entscheidungen:
transparent vorbereitet
strukturiert diskutiert
demokratisch getroffen
klar dokumentiert
gemeinschaftlich getragenwerden.
So entstehen Beschlüsse, die akzeptiert werden – und die Gemeinschaft langfristig stärken.
Denn am Ende geht es darum, das gemeinsame Eigentum verantwortungsvoll und fair zu gestalten.


